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Davutoğlu: Eine Lösung für 2015 verzweifelt gesucht
Es war ein so schöner Tag für Ankara. Am 5. Juli verkündete der neue französische Außenminister Roland Fabius in Paris seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoğlu, es sei nicht wahrscheinlich, dass Frankreich das vor wenigen Monaten gescheiterte Gesetz, mit dem die Leugnung des Völkermords an den Armeniern bestraft werden sollte, wieder aufleben lassen würde.
Ankaras Reaktionen waren unzweideutig: Die neue französische Regierung wurde ob ihres Realismus gelobt und die Sanktionen gegen Frankreich wurden aufgehoben.
Doch die Freude hielt nicht lange vor. Frankreich werde sein Versprechen gegenüber den Armeniern einhalten, hieß es wenige Tage nach dem Treffen der beiden Außenminister. Schon während des Präsidentschaftswahlkampfes hatte François Hollande den Armeniern ein neues Gesetz versprochen, das den höchsten rechtlichen Ansprüchen genügen würde. Entsprechend ernüchtert gab sich nun Ankara.
Diese Tage wurden Äußerungen von Davutoğlu publik. Er wurde so zitiert: „Es gibt keinen (türkischen) Außenminister, der den Armeniern sagt, 1915 sei nichts passiert. Ich bezeichne das, was damals passiert ist, nicht als Völkermord, aber wer das sagt/sagen möchte, dann ist das seine Entscheidung. Bei diesem Thema müssen wir eine neue Sprache entwickeln. Wir leugnen eure Schmerzen nicht, wir verstehen sie. Was auch immer notwendig ist, lasst uns das gemeinsam machen. Aber keine einseitigen Schuldzuweisungen.“
Bei flüchtiger Lektüre könnte man meinen, Davutoğlu versuche so etwas wie Empathie zum Ausdruck zu bringen, er führe eine „neue Sprache“ ein, versuche einen „neuen Ansatz“.
Ist das wirklich so? Klarheit bringen Davutoğlus weiteren Ausführungen: „Wir sind nicht wie die Deutschen“, heißt es da. Und dann: „In unserer Geschichte gibt es keine ethnische Vernichtung, das Konzept eines Gettos kennen wir nicht. Dann hatten die Muslime im Balkan, im Kaukasus Sorgen, Ängste, Verluste. Es sind bestimmte Dinge passiert, die auf die Paranoia ‚man wird mich auch aus Anatolien vertreiben‘ zurückzuführen sind. Aber das ist kein ideologischer Reflex, der die Vernichtung einer ganzen Rasse zum Ziel hatte. Wenn man diese Psychologie mit den Nazis gleichsetzt, [uns] als ein Volk von Mördern präsentiert, dann geht das nicht. Es kann keine einseitige Schuldzuweisung geben.“
Überspringen wir die ersten beiden Sätze, somit auch die gewagte Behauptung, in der türkischen Geschichte habe es keine ethnischen Vernichtungen gegeben. Konzentrieren wir uns auf den Rest.
Tatsächlich haben Muslime im Balkan wie im Kaukasus erhebliche Verluste erlitten. Aber was haben die Armenier damit zu tun? Die Antwort lautet: überhaupt nichts. Fakt ist auch, dass der osmanische Staat Teile dieser Menschen – darunter sehr viele Nichttürken wie Tscherkessen, Abchasen und andere -, die „mit den Christen eine Rechnung offen hatten“ ganz bewusst in armenisch besiedelte Gebiete ansiedelte und einige von ihnen beim Völkermord instrumentalisierte. So ist Çerkez Ethem (Ethem, der Tscherkesse) als einer der blutrünstigsten Armenier-Schlächter in die Geschichte eingegangen.
Sehr problematisch wird es auch, wenn der türkische Außenminister versucht, diese Gruppe indirekt als die alleinigen Täter von 1915 hinzustellen. Es ist allgemein bekannt, dass auch Türken und Kurden – freilich nicht in ihrer Gesamtheit – Täter waren.
Was will Davutoğlu uns sagen? Einige Lesarten sind dankbar:
Sollen die Armenier sich zu einem von ihnen nachweislich nicht begangenen Verbrechen bekennen und sich dafür entschuldigen, damit die Türken/die Türkei gleiches bei einem nachweislich von ihnen begangenen Verbrechen tun? Das ist absurd.
Oder sollen die Armenier ihr Mitgefühl für die vertriebenen und ermordeten Muslime aus dem Balkan und dem Kaukasus zum Ausdruck bringen, auch wenn sie damit nichts zu tun hatten, damit die Türkei ihrerseits bereit ist, die Ermordung der Armenier anzuerkennen? Da kann man nur staunen.
Auf deutsche Verhältnisse übertragen würde das bedeuten, dass Nachkriegsdeutschland für die Anerkennung des Holocausts an den Juden von diesen eine „Empathie-Erklärung“ für die von den Alliierten ermordeten deutschen Zivilisten, zum Beispiel in Dresden, zur Voraussetzung gemacht hätte.
In seiner Gesamtheit kann Davutoğlus von ihm selbst als „gerechtes Gedächtnis (adil hafıza)“ bezeichneter Ansatz nur enttäuschen.
Allerdings repräsentiert Davutoğlu nur die eine Richtung der offiziellen türkischen Politik. Die andere möchte holzschnittartig die These verbreiten, die Armenier hätten die Türken umgebracht und nicht umgekehrt.
Es gibt in der Türkei durchaus Menschen, die sehr wohl wissen, dass man mit Geschichtsklitterungen dieses Kalibers sich allenfalls blamieren kann. Diese sind aber in den maßgeblichen Kreisen offenbar nicht vertreten.
Siehe auch:
Französischer Verfassungsrat kassiert Genozidgesetz
Französischer Senat billigt Genozidgesetz: Die Dokumente
Sarkozy, Erdogan & der Völkermord an den Armeniern
Frankreich und der Völkermord an den Armeniern: Die Dokumente
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