Mit rassistischen Entgleisungen den Karabach-Konflikt friedlich regeln?

Elsever Salmanov ©gazeteciler.comDie Brisanz des Karabach-Konflikts ist hinreichend bekannt. Schon deswegen wären die Beteiligten gut beraten, von jedweder Provokation abzusehen. Ganz besonders wenig Wert legt darauf – wie die Erfahrungswerte zeigen – Aserbaidschan.

Jüngstes Beispiel war die Begnadigung und Auszeichnung des verurteilten Axtmörders Safarov – ein Aufschrei ging damals durch die internationale Öffentlichkeit, wir dokumentierten.

Diese Tage versuchte der Presseattaché an der aserbaidschanischen Botschaft in Ankara, Elsever Salmanov (Foto), sein Glück mit Provokationen und erntete Reaktionen, mit denen er vermutlich nicht gerechnet hatte.

Noch bis zum 30. April läuft in Ankara ein internationales Musikfestival; einer seiner Sponsoren ist die angesehene türkische Tageszeitung Radikal. In ihrer Broschüre zum Festival schreibt Radikal u.a., das Lied „Sari Gelin“ – legendär in jener Region – sei ein armenisches Volkslied. Der Diplomat Salmanov liest das und greift zur Feder. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er u.a.: „Warum tut [Radikal] so etwas? Jeder kann es unterschiedlich deuten. Hier die mildeste Fassung: 1. Entweder arbeiten in dieser Zeitung Armenier, die den Journalismus beiseite lassend fanatisch ihrem Volk dienen, 2. oder aber hat sich die Zeitung [Radikal]  zum ‚treuen Diener‘ [der Armenier] gemacht. Diese Einstellung kann man am besten so umschreiben: ‚Ihr seid alle Armenier, ihr seid alle Bastarde‘.“

Der Presseattaché Salmanov ist kein unbeschriebenes Blatt. Dem angesehenen und unerschrockenen türkischen Politikwissenschaftler Prof. Baskın Oran schrieb   er letztes Jahr wegen seiner aserbaidschankritischen Haltung gänzlich undiplomatisch: „Seit Jahren verfolgen wir Ihre Artikel. Ihr Hass auf Aserbaidschan ist offensichtlich. Ihre Bemühungen, zwischen der Türkei und Aserbaidschan Zwietracht zu säen, der türkischen Öffentlichkeit Aserbaidschan in einem schlechten Licht darzustellen, sind Merkmale Ihrer Haltung und Persönlichkeit.“

Der Facebook-Eintrag Salmanovs rief den Ankara-Vertreter von Radikal, Deniz Zeyrek, auf den Plan: „Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass seine Formulierungen weit von diplomatischen Gepflogenheiten entfernt seien. Er antwortete mir, ich solle weiterhin den Armeniern dienen. Ich habe den Fall sowohl dem Türkischen Außenministerium als auch dem aserbaidschanischen Botschafter in Ankara vorgetragen. Der Letztere antwortete höflich, er werde der Sache nachgehen. Ich bin gespannt, was das Außenministerium tun wird. Mehr noch: Ich sehe das als eine Prüfung für Außenminister Davutoğlu. Wie viele Tage kann ein Diplomat noch im Amt sein, wenn er die Bürger jenes Landes, in dem er tätig ist, ein Volk und eine angesehene Zeitung mit solchen Ausdrücken angreift? (…) Mal sehen, ob Außenminister Davutoğlu angesichts Salmanovs rassistischen Angriffe – in erster Linie – auf seine armenischen Bürger und die Mitarbeiter einer Zeitung sich ‚tolerant‘ geben oder aber das tun wird, was die Institutionen und Verantwortlichen eines, jedwede Form des Rassismus ablehnenden demokratischen Landes, [in solchen Fällen] tun müssen.“

Nicht nur Deniz Zeyrek ist auf die Reaktion des türkischen Außenministers gespannt. Allerdings: Zu optimistisch sollte man nicht sein. Denn die türkische Politik hat nicht nur vielfältige politische und wirtschaftliche Gemeinsamkeiten und Interessen mit Aserbaidschan, sie ist darüber hinaus in energiepolitischer Hinsicht von Baku – alternativlos – abhängig.

Das ist die eine Facette der Entgleisungen des aserbaidschanischen Diplomaten Salmanov, die andere ist, wie man sich mit einem Staat einigen soll, dessen Vertreter – bis hin zur Staatsspitze – immer wieder die rassistische Karte ziehen. Ob so der virulente Karabach-Konflikt einer friedlichen Lösung zugeführt wird?

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