Das „Aghet“-Konzert: In Armenien möglich, in Istanbul nicht

_dsc6208-111_internetDas „Aghet“-Projekt der Dresdner Sinfoniker & March Sinan wurde in Deutschland zweimal erfolgreich aufgeführt (Berlin, Dresden), wir berichteten in der ADK.

Schon im Vorfeld protestierte die Türkei vehement gegen das Projekt, weil dort unverblümt von Völkermord die Rede war, und verlangte, die EU solle ihre Finanzhilfe zurückziehen. Doch sie blieb standhaft. Wir berichteten.

Markus Rindt, Intendant der Dresdner Sinfoniker, und Marc Sinan kündigten weitere Aufführungen von „Aghet“ an: am 5. November im Yugoslav Drama Theatre Belgrad, am 10. November im Aram Khachaturian Concert Hall in Jerewan und am 13. November in Istanbul.

Seltsam war, dass das Istanbuler Konzert im Kaisersaal des Deutschen Generalkonsulats stattfinden und nur in einer kammermusikalischen Fassung aufgeführt werden sollte. Einen normalen Konzertsaal, die es in Istanbul in reichlicher Anzahl gibt, hatte man nicht gefunden oder aber angesichts der Vorgeschichte aus Sicherheitsgründen nicht nehmen wollen. Zur Vorgeschichte gehört auch, dass rechtsextreme türkische Nationalisten unmittelbar nach der Armenien-Resolution des Deutschen Bundestags mit anti-armenischen und anti-deutschen Slogans vor dem Deutschen Generalkonsulat in Istanbul demonstriert hatten. Ein öffentliches Konzert wäre das jedenfalls kaum geworden.

Dann wurde Anfang Oktober bekannt, dass Ankara sich aus Verärgerung über die Unterstützung des „Aghet“-Projekts durch die EU von deren „Creative Europe“-Programm – es unterstützt Kultur und Medien in Europa – zurückgezogen habe. AGOS berichtete.

Mitte Oktober teilten die Dresdner Sinfoniker und Marc Sinan mit, sie zeigten sich mit den unterdrückten türkischen Künstlern solidarisch und würden das bevorstehende Konzert in Istanbul zum Anlass nehmen, um eine deutsch-türkisch-armenische Freundschaftsgesellschaft zu gründen – und zwar im Kaisersaal des Generalkonsulats. Der Tragödie letzter Akt: „Die Räumlichkeiten des Generalkonsulats in Istanbul stehen am 13. November nicht zur Verfügung“, teilte das Auswärtige Amt am 25. Oktober in Berlin mit. Die Sinfoniker hatten zuvor Präsident Erdoğan, Ministerpräsident Yıldırım, Außenminister Çavuşoğlu und Kulturminister Avcı zu der Aufführung im Generalkonsulat eingeladen. Das wurde von der türkischen Seite offenkundig als Provokation aufgefasst. Ende vom Lied.

Anders in Armenien. Der Auftritt der Dresdner Sinfoniker am 10. November im Aram-Chatschaturjan-Konzerthaus, einem neoklassizistischen Bau der 1950er Jahre im Rücken der Oper, war ein Erfolg. DIE ZEIT berichtete ausführlich.

Trotz des Rückschlags in Istanbul werden Markus Rindt, Intendant der Dresdner Sinfoniker, und Marc Sinan ihre Solidaritätsaktion für die bedrängten türkischen Künstler fortsetzen. Von Berlin aus.

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