Freiheit für Doğan Akhanlı

Als Doğan Akhanlı am 10. August 2010 in die Türkei einreiste, wurde er gleich am Flughafen festgenommen. Er sitzt seither im Gefängnis. Ihm wird unterstellt, zusammen mit zwei weiteren Personen in den 1980er Jahren für eine linke Organisation eine Wechselstube in Istanbul überfallen und deren Besitzer getötet zu haben. Akhanlı, Jahrgang 1957, saß von 1985 bis 1987 im berüchtigten Militärgefängnis Metris, wurde schwer gefoltert. 1991 kam er nach Deutschland, lebt seit 1992 in Köln und ist Deutscher Staatsbürger.

Er hat sich als aufgeklärter Demokrat sachlich und engagiert für Menschenrechtsfragen eingesetzt, sich bei einer Vielzahl von Projekten eingebracht, so bei TÜDAY in Köln, beim Kölner Appell gegen Rassismus, im NS-Dokumentationszentrum EL-DE Haus, ebenfalls in Köln, schließlich auch im Verein Recherche International.

Doğan Akhanlı hat sich als ein herausragender türkischer Autor einen Namen gemacht. In seiner Romantrilogie „Kayıp Denizler“ („Verschollene Meere“) thematisierte er die Gewaltverbrechen des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der türkischen Geschichte jener Zeit. In „Die Richter des Jüngsten Gerichts“ (1999) ging es ihm um den Völkermord an den Armeniern. Übrigens: Die erste Rezension dieses Buches erschien in der ADK. Ebenfalls eine andere schmerzliche Episode der türkischen Geschichte, die Abweisung der 700 jüdischen Flüchtlinge im Schiff „Struma“ in 1942 und ihr anschließender Tod im Schwarzen Meer, verarbeitete er in „Der letzte Traum der Madonna“ (2005).

Unmittelbar nach seiner Verhaftung bildete sich ein Freundeskreis, der sich intensiv um seine Freilassung kümmert und die Öffentlichkeit mit Informationen versorgt. Jedem, der Doğan Akhanlı kennt, fällt schwer, ihn sich als „Gewaltverbrecher“ vorzustellen. Diese Zweifel werden genährt durch die uns vorliegenden Informationen.

Demnach hat die Person, die ihn damals als Täter belastet hat, diese Aussage unter schwerer Folter gemacht. Mittlerweile hat er sein „Geständnis“ widerrufen und schriftlich erklärt, dass Doğan Akhanlı nicht der Täter war.

Dem Sohn des ermordeten Wechselstubenbesitzers – er warTatzeuge – hat man damals nach dem erpressten „Geständnis“ ausschließlich Fotos von Doğan Akhanlı vorgelegt. Erst in jüngster Zeit wurde er, nun korrekterweise, mit den Fotos zahlreicher Personen, darunter auch das von Doğan Akhanlı, konfrontiert. Er könne Herrn Akhanli nicht als Täter identifizieren, so seine schriftlich festgehaltene Aussage.

Trotzdem will der zuständige Staatsanwalt Doğan Akhanlı den Prozess machen. Natürlich hat jeder Staat das Recht und die Pflicht Straftaten aufzuklären und die Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen. In diesem Fall jedoch beschleicht einen der Verdacht, ob nicht ein aufrechter Demokrat für seine „Unbotmäßigkeiten“ büßen soll. Hoffentlich irren wir uns.

Presseerklärung 01
Presseerklärung 02
Presseerklärung 03
Presseerklärung TÜDAY
Medienberichte (Zusammenstellung Kulturforum TürkeiDeutschland)

Eine sehr umfassende Berichterstattung findet man auf der Webseite „Gerechtigkeit für Dogan Akhanli„.

Seit dem 18. November gibt es auch einen Aufruf „Freiheit und Gerechtigkeit für Dogan Akhanli„.

Wir haben zum Thema auch den aktuelleren Beitrag Dogan Akhanli – freigelassen, aber nicht freigesprochen.

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