23. – 25. März 2001 – Mülheim an der Ruhr

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Evangelische Akademie
Mülheim an der Ruhr

Von der schweren Last der Geschichte –
Der Versuch eines armenisch-türkischen Dialogs


Tagung in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Armenischen Gesellschaft (DAG) und der Deutsch-türkischen Vereinigung zum geistes- und sozialwissenschaftlichen Austausch (DTA)

 

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien bleiben angespannt. Fast zehn Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion gibt es zwischen den beiden Ländern immer noch keine diplomatischen Beziehungen, und die armenisch-türkische Grenze bleibt geschlossen. Wollte man dies lediglich auf den gegenwärtigen armenisch-aserbaidschanischen Konflikt um Berg-Karabach zurückführen, würde man zu kurz greifen.

Die Misere ist vielmehr direkte Folge einer bis zum heutigen Tag nicht aufgearbeiteten traumatischen Geschichte, die in der letzten Phase des Osmanischen Reiches begann und mit der Vertreibung und Vernichtung der Armenier endete. So gesehen leiden die armenisch-türkischen Beziehungen unter der schweren Last der Geschichte.

Es mangelt nicht an Aufforderungen an die Türkei, sich ihrer Geschichte zu stellen und sie kritisch aufzuarbeiten – gerade in jüngster Zeit. Die Resolution des Europäischen Parlaments vom 15. November 2000 z.B. enthält hierzu überdeutliche Hinweise. Die türkische Regierung hat hierauf bisher nicht reagiert. Umso wichtiger ist, dass sich heute bei einigen türkischen Wissenschaftlern und Intellektuellen eine Wende abzeichnet.

Die Veranstalter dieser Tagung sind der Ansicht, dass der direkte Dialog der Beteiligten für die überfällige Aufarbeitung der Geschichte ein besseres Mittel ist, als über Dritte zu „kommunizieren“, vorausgesetzt der Dialog wird offen, frei von Tabus und mit der notwendigen historischen Sachkunde geführt. Deswegen haben sie ganz bewusst in diesem Sinne dialogbereite Armenier wie Türken eingeladen, in der Hoffnung, so mit einem allerersten Schritt zur Entspannung in den zwischenmenschlichen wie zwischenstaatlichen Beziehungen beizutragen und den Weg zu ebnen für den weiteren Dialog zweier Völker, die auf eine in Teilen zwar problematische, aber immerhin über 900jährige gemeinsame Geschichte zurückblicken können.

Dr. Wolf-Dieter Just, Evangelische Akademie Mülheim

Dr. Raffi Kantian, Deutsch-Armenische Gesellschaft, Frankfurt/M

PD Dr. Elçin Kürsat-Ahlers, Deutsch-türkische Vereinigung zum geistes- und sozialwissenschaftlichen Austausch, Hannover

 

Programm


Freitag,  23. März

 

18.00 Uhr Beginn mit dem Abendessen

 

19.00 Uhr Begrüßung / Einführung
  • Dr. Wolf-Dieter Just
    Dr. Raffi Kantian
    PD Dr. Elçin Kürsat-Ahlers

Vorgeschichte der Ereignisse von 1915 bis 1918:
Innere Entwicklungen im Osmanischen Reich

  • Prof. Dr. Halil Berktay, Sabanci-Universität, Istanbul

Reaktion: Aram Arkun, Stellvertretender Direktor, Kirkor & Clara Zohrab Information Centre, New York

Aussprache

 

21.15 Uhr Ende


Samstag,  24. März

 

08.15 Uhr Frühstück

 

09.00 Uhr Vorgeschichte der Ereignisse von 1915 bis 1918:
Außenpolitische Entwicklungen im europäischen Kräftespiel
  • Prof. Dr. Richard Hovannisian, University of California, Los Angeles, USA

Reaktion: Prof. Dr. Fikret Adanir, Ruhr-Universität Bochum

 

10.30 Uhr Kaffeepause

 

11.00 Uhr Vertreibung, Massaker, Zwangsbekehrungen: Die Ereignisse
der Jahre 1915 bis 1918 im Osmanischen Reich
  • Prof. Dr. Fikret Adanir, Ruhr-Universität Bochum

Reaktion: Prof. Dr. Richard Hovannisian, University of California, Los Angeles, USA

 

12.30 Uhr Mittagessen

 

14.30 Uhr Das Trauma der Vernichtung
  • Lorna Touryan Miller, USA, Koautorin von „Survivors – An Oral History of the Armenian Genocide“

Die Gründe des türkischen Schweigens

  • Dr. Taner Akcam, Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur
16.00 Uhr Kaffeepause

 

16.30 Uhr Die türkische Minderheitenpolitik der Folgezeit
  • Ridvan Akar, Autor & Journalist, Istanbul

Reaktion: Dr. Raffi Kantian, Deutsch-Armenische Gesellschaft

 

18.00 Uhr Abendessen

 

19.00 Uhr Aussprache in Gruppen

 

20.30 Uhr Informeller Meinungsaustausch

 


Sonntag,  25. März

 

08.00 Uhr Frühstück

 

08.45 Uhr Besinnung

 

9.00 Uhr Was geht der türkisch-armenische Konflikt die Deutschen an?
  • Prof. Dr. Otto Luchterhandt, Universität Hamburg
9.45 Uhr Welche Rolle spielt die unbewältigte Vergangenheit in den Beziehungen zwischen der Republik Türkei und der Republik Armenien?
  • Hakop Tschakerian, Institut für Orientalistik, Armenische Akademie der Wissenschaften, Jerewan

Reaktion: Kaan Soyak, Turkish-Armenian Business Development Council, Istanbul

 

11.15 Uhr Kaffeepause

 

11.30 Uhr Generaldebatte über Perspektiven und Weiterarbeit

 

12.30 Uhr Mittagessen

 

13.15 Uhr Ende der Tagung

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