Research on Armenian Architecture (RAA)

Entgegnung
zu aserbaidschanischen Unterstellungen

Zur besseren Einordnung des Folgenden einige allgemeine Bemerkungen vorweg:

  1. Bis 1915 war Armenien zwischen der Türkei/Osmanisches Reich (zu einem größeren Teil) und dem zaristischen Russland geteilt. Für die Türkei war der Erste Weltkrieg die geeignete Gelegenheit, um die von langer Hand vorbereitete Vernichtung der Armenier durchzuführen. Mit Beteiligung der Türkei fanden in den Jahren 1918 bis 1920 Massaker auch in Baku, Nachitschewan und Karabach statt.Nach 1921 befand sich 70 Prozent des armenischen Territoriums im Osten der Türkei, während Karabach und Nachitschewan durch die Entscheidung von Lenin und Stalin Aserbaidschan zugeschlagen wurden.Die kulturhistorischen Denkmäler der Armenier, die das Symbol der Zugehörigkeit dieser Regionen zu Armenien sind, werden sowohl von den Türken als auch von den Aserbaidschanern absichtlich und systematisch vernichtet, um nicht nur den Genozid, sondern auch die Jahrhunderte lange Existenz der Armenier auf diesen Territorien zu leugnen. So verschweigt die offizielle türkische Historiographie ganz in diesem Sinne nicht nur die Faktizität des Genozids, sondern darüber hinaus auch die Existenz von armenischen Staatenbildungen auf ihrem Territorium. Zwei Beispiele mögen dies belegen: In der maßgeblichen türkischen Abhandlung des Kunsthistorikers Ipsiroglu zur armenischen Kirche Surb Chatsch auf der Insel Achtamar im Vansee (Ostanatolien) wird mit keinem Wort erwähnt, dass die Dynastie der Ardzruni, die diese Kirche erbauen ließ, ein armenisches Geschlecht war. Ähnlich verfährt man auch bei der historischen armenischen Hauptstadt Ani, an der heutigen armenisch-türkischen Grenze gelegen.
  2. Die Dinge waren in Aserbaidschan ein wenig anders gelagert, denn die ihm zugeschlagenen historischen armenischen Gebiete waren von Armeniern bewohnt (Karabach gänzlich, Nachitschewan zu 50 Prozent), so dass die Vernichtung der historischen armenischen Kulturdenkmäler vor den Augen der Armenier nahezu unmöglich war. So verfolgte die politische Führung Aserbaidschans in den Jahren der Sowjetherrschaft zunächst das Ziel, die Armenier aus diesen Gebieten zu vertreiben. Das gelang ihnen in Nachitschewan und im Norden Karabachs. Der erfolgreiche Befreiungskampf in den zentralen Teilen Karabachs, der 1988 seinen Anfang nahm, vereitelte diesen Plan zumindest in jener Region.
  3. Ab den 1960er Jahren propagierte die politische Führung Aserbaidschans aus politischen Gründen die Fiktion, wonach die Aserbaidschaner nicht von nomadischen türkischen Stämmen, sondern von den christlichen kaukasischen Albanern, die im 9./10. Jahrhundert aus der Bildfläche verschwunden sind, abstammen sollen. So versuchen aserbaidschanische Wissenschaftler bei wissenschaftlichen Tagungen und in Abhandlungen Moscheen grundsätzlich als „aserbaidschanische“ und die noch nicht vernichteten christlichen Kulturdenkmäler als „christlich albanisch-aserbaidschanische“ Objekte zu präsentieren.
  4. Gemeinsam ist dem türkischen und dem aserbaidschanischen Vorgehen der letzten Zeit, dass beide ihre Täterrolle dadurch abstreifen wollen, in dem sie sich nunmehr als Opfer präsentieren. So behauptet die türkische Seite, nicht sie habe die Armenier umgebracht. Vielmehr hätten die Armenier die Türken umgebracht. So werden im Osten der Türkei vermehrt Massengräber geöffnet und die darin befindlichen Überreste zu „Knochen von Türken“ deklariert. Hierzu werden auch ausländische Korrespondenten eingeladen. So geschehen im Mai dieses Jahres bei der ostanatolischen Stadt Igdir. Parallel dazu versucht Aserbaidschan den Armeniern die Vernichtung von „aserbaidschanischen“ Kulturdenkmälern zu unterstellen, um so von seiner Vernichtung von armenischen, die nach der aserbaidschanischen Sprachregelung selbstredend „albanische“ Kulturdenkmäler sind, abzulenken.

Im Folgenden wollen wir auf die Schreiben von S.E. Huseynaga Sadikov, Botschafter der Republik Aserbaidschan in Berlin, gerichtet an Frau Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, und von AsAV e.V. (identisch mit dem Schreiben von Parnas Badamova bzw. Kourban Alekperov), gerichtet an einige Mitglieder der Deutschen Bundestags, eingehen.

    1. Der Botschafter behauptet, der Friedhof in der Nähe der Stadt Dschulfa in der Autonomen Republik Nachitschewan gehöre der „vorislamischen Kultur der Aserbaidschaner“, eben der „Albaner“. Hierzu haben wir bereits oben Stellung genommen und wollen hier lediglich feststellen, dass der Herr Botschafter ganz im Sinne der offiziellen aserbaidschanischen „Historiographie“ unterstellt, die Kreuzsteine des o.g. Friedhofs seien nicht armenischen, sondern albanisch-aserbaidschanischen Ursprungs. Dazu weiter unten mehr.
    2. Die von uns dokumentierte Zerstörung des o.g. Friedhofs versucht der Botschafter mit der Behauptung „in der Tat liegt der Friedhof in einem tektonisch aktiven Ort und dessen hochgelegene Steine sind Jahrhunderte lang durch seismisch-tektonische Bewegungen teilweise runtergefallen“ zu „erklären“. Diese „Erklärung“ muss in der vorliegenden Form als verwegen bezeichnet werden. Wie Sie den beiliegenden Fotos der zerstörten Kreuzsteine (Chatschkare) entnehmen können, sind sie mit Meißeln in Querrichtung zerstört worden und nicht, wie behauptet, als Folge von „seismisch-tektonischen Bewegungen“ wie der Botschafter einer nicht hinreichend informierten Öffentlichkeit glauben machen will.
    3. Angesichts der faktisch von Menschenhand vorgenommenen Zerstörung der armenischen Kreuzsteine wird die Behauptung des Botschafters, diese seien Zeugnisse der vorislamischen Kultur der Aserbaidschaner doppelt unglaubwürdig. Denn welchen Sinn würde es machen, die Zeugnisse der „eigenen“ Kultur mutwillig zu zerstören?
    4. Selbst wenn wir für einen Moment annehmen, die mehr als 4000 Kreuzsteine seien in Folge von „seismisch-tektonischen“ Bewegungen zerstört worden, bleibt die Frage, warum man diese fortgeschafft hat. Als Zeugnisse der „eigenen“ Kultur wären sie immer noch von unschätzbarem Wert und somit erhaltenswert gewesen.

    1. Leider sind während der Kriegshandlungen auf beiden Seiten Dinge geschehen, die wir weder befürworten noch gutheißen. Allerdings legen wir Wert auf die Feststellung, dass die armenische Seite Kulturdenkmäler nicht zerstört hat. Im Gegenteil: So hat sie den Wiederaufbau der Moschee von Jerewan bereits zu Beginn der 1990er Jahre veranlasst. Sie steht heute den islamischen Gläubigen zum Gebet offen. Gegenwärtig wird auch die Moschee von Schuschi (Berg-Karabach) von der Armeniern wieder aufgebaut.
    2. Allerdings haben wir generell an der Zuverlässigkeit der dort aufgeführten Zahlen erhebliche Zweifel. Wir haben das Gefühl, dass dort mit Zahlen nicht verantwortlich und seriös umgegangen wird. So hätten wir gerne gewusst, welche „13 Kulturstätten, die dem Weltkulturerbe“ zugezählt werden, von den Armeniern zerstört sein sollen? Welche 827 (!) Museen, Kulturzentren und Kunsthallen (?) haben die Armenier auf dem Gewissen? Wo sollen die angeblich 500 (!) aserischen Friedhöfe liegen, deren Zerstörung ebenfalls die Armenier verantwortet haben sollen?
  1. Das Schreiben von S.E. Sadikov:
  2. Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass Botschafter Sadigov nicht nur die Zugehörigkeit der Kreuzsteine durch haltlose Behauptungen zu manipulieren versucht, sondern darüber hinaus ein „Szenario“ ihrer Zerstörung entwirft, das den Fakten widerspricht. Dies allein genügt, um die weiteren Behauptungen des Botschafters als bloße Propaganda zu entlarven, auf die einzugehen es sich nicht lohnt.

  3. Zu dem Schreiben von AsAV e.V. (identisch mit dem Schreiben von Parnas Badamova bzw. Kourban Alekperov), gerichtet an einige Mitglieder der Deutschen Bundestags, nehmen wir wie folgt Stellung:

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